23.10.2024
Wilkestraße 38a, 59581 Warstein

St. Pankratius (Belecke) als „Faire Gemeinde“ rezertifiziert

Die Mitglieder der pfarreiinternen Steuerungsgruppe nahmen im Rahmen eines Festvortrages die erneute Auszeichnung des Erzbischöflichen Generalvikariats als „Faire Gemeinde“ entgegen.

Mit mehr als 60 Interessierten war der Saal des Pfarrzentrums in der Wilkestraße gut gefüllt, als der Pfarrgemeinde St. Pankratius Belecke zum zweiten Mal die Auszeichnung als Faire Gemeinde verliehen wurde. Maximilian Schultes vom Erzbischöflichen Generalvikariat begründete in seiner Laudatio, mit welchen Schritten die Gemeinde sich für fairen Handel und ökologische Ziele eingesetzt hat. Dabei hob er hervor, dass in der Steuergruppe die ganze Bandbreite der kirchlichen Gremien und Gruppen sich schon 2013 auf diese Ziele verständigt hatten. Seitdem hätten sie kontinuierlich an Energieverbrauch, Artenvielfalt, mit Bildungsarbeit und öffentlichen Aktionen wie Coffee-Stops weitergearbeitet.

Schultes überreichte der Steuergruppe die Urkunde „Faire Gemeinde“ und einige Tafeln, die an kirchlichen Gebäuden befestigt werden. Pfarrer Markus Gudermann freute sich über die Auszeichnung. Er wies darauf hin, dass Kirche sich nicht auf eine Zuschauerrolle zurückziehen dürfe, wenn die Schöpfung durch unser Verhalten bedroht sei, oder wenn ungerechte Wirtschaftsbeziehungen die Würde der Menschen im globalen Süden bedrohen. Es gelte, als Gemeinde öffentliche Zeichen zu setzen – auch dann, wenn Widerstände sichtbar werden.

Danach folgte der mit Spannung erwartete Kurzvortrag von Dr. Felix Schenuit über „Klimapolitik in Krisenzeiten: Herausforderungen und Chancen auf dem Weg zur Klimaneutralität“. Er arbeitet in Berlin als Wissenschaftler bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), dem Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit, die u. a. die Bundesregierung und den Bundestag berät. Sein Forschungsschwerpunkt ist die europäische Klima- und Industriepolitik. Der gebürtige Belecker erinnerte sich vorweg an seinen letzten Auftritt im Jugendheim – als JuKa-Prinz. Klimawandel ist dagegen eine ernste Sache, die wir nicht mehr ignorieren können, das machte er mit einigen Grafiken klar.

Politisch gesehen, habe die Bewegung „Fridays for Future“ im Jahr 2019 Millionen von Menschen zu Klima-Protesten auf die Straße gebracht und damit Politiker in ganz Europa unter Druck gesetzt. Schenuit zufolge ermöglichten die Proteste den „Green Deal“ auf EU-Ebene, der den Klimaschutz ganz oben auf die Agenda setzte.

Allerdings wurde die Klimakrise überlagert von neuen Herausforderungen, so Schenuit. Die Covid-Pandemie 2020 und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine 2022 verschoben die Prioritäten in der Politik. Aktuell kommt eine Wirtschaftskrise hinzu, die möglicherweise das Erreichen der Klimaziele verzögert. Aber er hatte auch gute Nachrichten: Während der weltweite CO2-Ausstoß weiter steigt, sind in Europa die Emissionen gesunken. Um eine weitere Absenkung zu erreichen, werden die künftigen Maßnahmen allerdings weitaus aufwändiger sein. Beispielsweise müssten Emissionen der Landwirtschaft erstmals in die Berechnungen einfließen.

Schenuit hatte sich gewünscht, dass lokale Akteure über die Klimaschutzbemühungen vor Ort berichten. Das machte zunächst PGR-Vorsitzende Anja Werthmann mit einem Bericht über den Klimaworkshop der Fairen Gemeinde, der eine Broschüre mit 21 privaten Vorschlägen zusammengestellt hatte. Danach zeigte Udo Heppe vom Kirchenvorstand auf, welchen Beitrag die Kirchengemeinde für den Klimaschutz und die Artenvielfalt geleistet haben: vom Austausch der Ölheizung gegen eine Holzpellet-Heizung über die Schließung der Heilig-Kreuz-Kirche in den Wintermonaten bis zum Einsatz von LED-Lampen in allen Gebäuden.

Markus Teutenberg berichtete von den Projekten der Stadt Warstein einerseits für den Klimaschutz, andererseits für die unabwendbaren Folgen wie Überflutungen oder Überhitzung. Er wehrte sich gegen den Vorwurf des Bürokratieaufwands bei Förderprogrammen. Mitarbeiter der Stadt setzten um, was die Politik an Hürden aufstellt.

In der Aussprache über Vortrag und Berichte drehte sich zunächst alles um die Mobilität der Zukunft von E-Mobilität und Pendlerpauschale bis Deutschland-Ticket. Das Plädoyer von Hermann Kroll-Schlüter für die konsequente CO2-Bepreisung entfachte eine Diskussion über deren Folgen für die Landwirtschaft. Die Finanzierung der bäuerlichen Höfe machte einigen Teilnehmern große Sorgen. Am Ende zeigten sich die Zuhörenden und die Veranstalter zufrieden mit den gut verständlichen Informationen und der respektvollen Diskussion.

 

[Bericht und Fotos unter Hinzufügung von Verlinkungen mit Einverständnis übernommen von der Homepage des Pastoralen Raums Warstein.]